Asatru

Mit dem modernen Begriff „Asatru“ (Asenglaube) wird die neuheidnische Wiederbelebung der germanischen Religion bezeichnet. Dabei bezieht man sich auf die einheimischen, vorchristlichen Traditionen Mittel- und Nordeuropas; der geschichtlich relevante Rahmen ist das erste Jahrtausend vor und nach der Zeitenwende. Asen nennt die nordgermanische Mythologie eines der beiden Göttergeschlechter, die sehr „maskulinen Götter der Herrschenden“. Wer sich vom anderen Göttergeschlecht, den Vanen, den eher bäuerlichen Fruchtbarkeitsgöttern, mehr angesprochen fühlt, spricht manchmal von Vanatru. Literarische Quellen wie die Edda liefern mit ihrer Schilderung der germanischen Mythologie die Grundlage für Asatru. Die Rekonstruktion dieser Religion stützt sich vor allem auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen, die durch persönliche Arbeit abgerundet werden. Dazu gehören die dem Schamanismus ähnelnde Seidhr-Magie, Runenmagie und -weissagung und Formen der Visionssuche. Als polytheistische Religion verehren die Asatruar, die germanischen Neuheiden, Götter wie Wotan/Odin, Donar/Thor, Freyr, Freya, Ziu/Tyr, aber auch die vielen Wesen der „niederen“ Mythologie, die Landgeister, Zwerge, Riesen, dazu alle von mythischen Wesen bevölkerten Plätze, wie Quellen, Haine, besondere Felsen und Berge.

Die Asatruar feiern traditionell die vier Jahreskreisfeste Jul, Ostara, Mittsommer und Erntedank Sie versammeln sich zu Blot und Sumbel, zu uralten, rekonstruierten Ritualen für die Götter. . Im Blot, Opferritual wird den Göttern Speise und Trank geopfert. Opfern meint Anrufungen der Gottheiten in Verbindung mit einer symbolischen Gabe (meist Speisen) und reflektiert die Auffassung von einem eher partnerschaftlichen Treueverhältnis zwischen Menschen und Göttern. Im Sumbel, Trinkspruch, spricht jeder einen Toast auf die Götter und schwört ihnen Treue. Die germanischen Götter verpflichten ihre neuen Verehrer zu den neun edlen Tugenden: Mut, Wahrheit, Ehre, Treue, Disziplin, Gastfreundschaft, Fleiss, Selbstvertrauen und Beharrlichkeit, kurz die starken Götter der gemanischen Helden rufen in ein Menschsein, das ähnliche Stärke zeigt. Wie real sind die Götter? Dabei denken manche Astruar, wenn sie z.B. Thor anrufen, den muskelbepackten Rotbart, mit Hammer, Eisenhandschuhen und Kraftgürtel, der permanent gegen die Riesen kämpft und Götter und Menschen schützt, an einen realen wilden Kerl, der mit seinem Wagen durch die Wolken braust und seinen Hammer herumschleudert, den die Menschen dann als Blitz erleben. Andere moderne Asatruar haben C.G.Jung studiert. Die Götter und mythischen Wesen sind für sie „archetypische Kräfte“ und „Vorgänge in der Psyche.“ Wie ein neuer Heide seine Götter verstehen will, wird ihm nicht vorgeschrieben. Christen liebäugeln mit Eindeutigkeit. Heiden sind tolerant.

Auf Island hat Asatru inzwischen den Status einer staatlich anerkannten Religion; größere germanisch-heidnische Vereinigungen gibt es in verschiedenen Ländern. Im skandinavischen Raum wird Asatru auch so genannt: Forn Siðr / Forn sed (die alte Sitte) oder auch Nordisk Sed / Hedensk Sed (die nordische oder heidnische Sitte). Es gibt heute im Asatru-Bereich noch weitere Namen, wie z.B. Odinismus, Vanatru oder auch den Theodish Belief.