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Die Geschichte der Runen
Runen sind germanische Schriftzeichen. Ihre Herkunft liegt immer noch weitgehend im Dunkel der Geschichte. Die wissenschaftlichen Theorien können sich nicht einigen, ob und wenn aus welcher der Mittelmeersprachen die Runen entstanden sind, oder ob es sich um eine Eigenentwicklung der germanischen und keltischen Stämme handelt. Vielleicht wird die Forschung der kommenden Jahrzehnte mehr Licht in dieses Dunkel bringen. Die Edda gibt uns im Havamal einen sehr klaren Hinweis, woher die Runen kommen, nur kann sich dieser bei den Wissenschaftlern nicht als Beweis etablieren, da er in den Bereich des Mythos gehört.
Bis zum 5. Jahrhundert hat sich eine weitgehend einheitliche Runenschrift entwickelt, die aus 24 Runen besteht und als Älteres Futhark (benannt nach den ersten 6 Lauten) bekannt ist. Im Volk überlebte es bis ins späte Mittelalter.
Parallel dazu entwickelte sich etwa ab dem 8. Jahrhundert eine Runenschrift, die nur aus 16 Runen bestand und die wir das Jüngere Futhark nennen. Warum es zu einer Verkürzung kam, konnte bis heute nicht begründet werden. Manche Runenforscher vermuten, daß es sich hierbei um einen Verstümmelungsversuch gehandelt haben könnte, der im Zuge der Christianisierung die alten Quellen entstellen wollte.
Das Angelsächsische Futhork (33 Runen) überdauerte die Christianisierung und war bis ins 10. Jahrhundert gebräuchlich.
Das Armanen-Futhark mit seinen 18 Runen ist eine künstliche Erfindung des Guido von List. Da der um 1920 lebende List sich unbedingt das Runenlied Odins mit seinen 18 Strophen erklären wollte, schuf er ein entfremdetes Futhark und begründete darauf seine esoterischen Anschauungen.
Was bedeutet das Wort Rune?
Altenglisch: runian (»flüstern«) leodrunan (»Liedrunen«)
Althochdeutsch: rune (»Geheimnis«, »Mysterium«)
Modernes Deutsch: raunen (»Geheimnisse flüstern«)
Altirisch: run (»Geheimnis«)
Altnordisch: runar (»Mysterien«)
Mittelwalisisch: rhin (»magischer Zauber«)
Finnisch: runo (»Lied«, »Gesang«, »Beschwörung«)
(QUELLE: Helrunar, Jan Fries, Edition Ananael 1997)
Runen – heute
Für die magische Arbeit ist es nicht von grossem Interesse, woher die Runen kommen – sie sind da und das laut der nordischen Göttergeschichte bereits vor Anbruch der Menschenwelt. Von grosser Bedeutung jedoch ist die Feststellung, dass es sich bei den Runen um Zeichen handelt, die aus einer magisch-bildlichen Tradition heraus entstanden und nicht aus einer sprachlichen.
In den Runen ist eine starke Kraft, die auf der Gefühlsebene wirkt enthalten, welche auch bei Menschen, die keinerlei Ahnung von Runen haben, ihre Wirkung zeigt. Selbst die Kirche hat sich der Runenkraft bedient, indem sie aus Wunjo und Gebo eine Binderune schuf – heute bekannt als Zeichen des PAX CHRISTI.
Die Runen als Sinnbilder ermöglichen einen grossen Raum für Deutungen und fördern damit die Phantasie der Betrachter, öffnen den Zugang zur anderen Welt. Runen lassen sich nicht festlegen. Alle Auslegungen stimmen auf ihre Art und Weise – zumindest für den Menschen, der sie er- und gefunden hat.
Die Runen des Älteren Futhark
Im Folgenden werde ich kurz über Bedeutung und magischer Wirkung der Runen des Älteren Futhark schreiben, so daß du Hinweise zum magischen Gebrauch und zur Deutung der Runen erhälst. Ich gebe für jede Rune zwei Namen an, der Erstere ist der urgermanische Name, der zweite der altenglische.
Namen: Fehu, Foeh (Vieh, beweglicher Besitz)
Dies ist die Rune der Erfüllung und des Reichtums, sowohl materiell wie geistig. Sie ist die Grundlage eines jeden Anfangs. Sie zeigt ein großes Potential an verfügbarer Energie. Sie steht für die bewegliche Kraft, für Energie, Fruchtbarkeit, für Erschaffung/Zerstörung, es ist die Rune des ewigen Werdens.
Magische Wirkung: Stärkung der psychischen Kräfte, Medium für die Übertragung von Macht (Fehu ist eine aussendende Rune), Förderung der persönlichen Weiterentwicklung.
Namen: Uruz, Úr (Auerochse)
Dies ist die Rune, der Neugeburt, des Durchgangs. Sie ist die Rune der Heiler, Sie steht für Zähigkeit und Stärke, sie steht für die Bildung archetypischer Muster, für formverleihende Macht, kosmischer Same, Weisheit, Gesundheit, Vitale Kraft. Sie schafft den Boden für Kraftvolle Taten.
Magische Wirkung: Kreatives Erschaffen und Formen äußerer Umstände durch Willenskraft und Inspiration, Heilung und Aufrechterhaltung der Gesundheit, Anziehung von Glück, Erkennen und Verstehen des Selbst.
Namen: Thurisaz, Thorn (Dorn, Riese)
Sie ist die Rune des Übergangs vom Alten zum Neuen. Sie kann uns zeigen, daß wir gezwungen sind, mit Altem abzuschließen. Steht für Kraft der Zerstöung/Verteidigung, Handlung, Aktion, ausgeübte Macht, Lenkung von Polaritäten, Regenerierung. Sie ist eine starke Schutzrune.
Magische Wirkung: Verteidigung (aktiv), Zerstörung von Feinden/Fluch, Umsetzen des Willens in Handlung, Vorbereitung für die Entwicklung in allen Bereichen.
Namen: Ansuz, Ós (Wind)
Sie ist die erste der zwölf Rune, die den Prozeß der Transformation anspricht. Steht für Empfangen-Transformation-Ausdruck spiritueller Macht, Träger und Inhalt von göttlichem Wissen, Inspiration, Extase, Wort-Lied, Todesmysterien. Sie sagt, sei offen für Botschaften, sehe in der Sprache ein Mittel der Offenbarung.
Magische Wirkung: Steigerung der magischen Macht, Überzeugungskraft des Wortes, Suggestion und Hypnose, Erlangen kreativer Weisheit, Inspiration, Extase, Kommunikation mit dem Göttlichen.
Namen: Raidho, Rádh (Wagen, Fahren)
Es steht eine Veränderung an, um wieder in Rhythmus zu kommen. Innen und Außen werden wieder in Einklang gebracht. Sie steht für die Umkehr zum rechtmäßigen Pfad, für das Gesetz des kosmischen Kreislaufs, für Reise und Weg und für Verzeihung.
Magische Wirkung: Fördert rituelle Erfahrungen und Fähigkeiten, Zugang zu innerer Führung, Erfahrung von Gerechtigkeit.
Namen: Kenaz, Cén (Fackel, Feuer)
Sie steht für schöpferisch-wandelnde Kräfte, für die Aussendung von Kraft nach außen, oder um unerwünschte Einflüsse, die von außen kommen, abzuwehren. Sie steht für das Feuer der Schöpfung, für kontrollierte Energie, für Fähigkeit und schöpferischer Wille und für Kreativität.
Magische Wirkung: Förderung von Fähigkeiten auf allen Gebieten, kreative Inspiration, Prozesse der Heilung und Regenerierung.
Namen: Gebo, Gyfu (Gabe, Gastfreundschaft)
Sie steht für das Schaffen eines Ausgleiches zwischen Geben und Nehmen, aber auch für die psychische Vereinigung zweier Menschen, um dadurch eine schöpferische Kraft zu erreichen, die die einzelnen übersteigt, aber es ist auch eine Rune der sexuellen Magie und zur Erlangung von göttlicher Weisheit und göttlichem Wissen.
Magische Wirkung: Sexualmagie, Mystische Vereinigung und Steigerung der magischen Kräfte, Harmonie zwischen Geschwistern und Liebenden.
Namen: Wunjo, Wynn (Fröhlichkeit, Vergnügen, Freude)
Sie steht für das harmonische Zusammenleben innerhalb eines Stammes, sie hilft bei der Aufrechterhaltung von Gesellschaften durch die Förderung von Harmonie und Kameradschaft. Sie präsentiert die Energie, die unterschiedliche Kraftfelder und Menschen vereint.
Magische Wirkung: Stärkt Verbindung und Zusammengehörigkeit, beschwört Kameradschaft und Harmonie, Verbindung von Runen (ist eine Binderune)
Namen: Hagalaz, Haegl (Hagel)
Sie beschreibt die ewige kosmische Harmonie, das die potentielle Energie der Macht enthält, die aus der Einheit von Feuer und Eis entsteht. Sie ist das Zeichen des Schutzes und des Banns, da diese Rune eine besondere Sicherheit mit sich bringt.
Magische Wirkung: Vollkomenheit und Gleichgewicht der Kräfte, Schutz
Namen: Naudhiz, Nýd (Zwang, Not, Notwendigkeit)
Sie steht für das Elend, aber auch für die Erlösung aus diesem Elend, sie verkörpert den Widerstand.
Magische Wirkung: Überwindung von Leid, Entwicklung von Willenskraft, Schutz, Erkennen von persönlichen Notwendigkeiten
Namen: Isa, Is (Eis)
Sie ist der Gegenpol von Fehu. Sie stellt nicht Materie, sondern Antimaterie dar. Sie steht für für Anziehungskraft, Schwerkraft und Trägheit, sie ist die Stille, das Fehlen, jeglicher Schwingung. Sie wirkt zentralisierend und konzentrierend und ist das Symbol des individuellen ichs. Außerdem stellt sie eine Brücke zwischen den Welten und dem Jenseits dar.
Magische Wirkung: Entwicklung von Konzentrationskraft, Kontrolle und Bann dynamischer Kräfte, Beherrschung und Kontrolle anderer Wesenheiten.
Namen: Jera, Gér (Jahr, Jahreszeit, Ernte)
Sie beschreibt den Kreis des Universums, das Entsehen-Sein-Vergehen-und neues Entstehen. Wenn der Same richtig gesäht ist, und das Glück mit dir ist, dann wird die Ernte reichlich ausfallen… die Rune steht für die Belohnung von rechtmäßigen, ehrenhaften Verhalten in der Vergangenheit.
Magische Wirkung: Fruchtbarkeit, Kreativität, Frieden, Harmonie, Begreifen des allgegenwärtigen Kreislaufs.
Namen: Eihwaz, Éoh (Eibe)
Sie repräsentiert die Achse der Welt, die dem kosmischen Baum entspricht. Sie verkörpert das Mysterium von Leben und Tod und vereinigt sie. Sie ist die lebensspende Kraft. Die Eibe ist das Symbol des Lebens und der Ausdauer. Die Rune stellt außerdem ein machtvolles Zeichen des Schutzes und des Banns dar.
Magische Wirkung: Befreiung von der Angst vor dem Tod, Förderung geistiger Ausdauer und Willenskraft, Schutz.
Namen: Perthro, Peordh (Würfelbecher)
Sie steht für Ursache und Wirkung (auch wenn Wirkung zeitlich viel später wie die Ursache ist), sie ist die Rune der Zeit, sie stellt das kosmische Werden dar, sie steht für Evolution und Veränderung.
Magische Bedeutung: Weissagung
Namen: Algiz, Eohl (Elch, Schutz)
Sie bedeutet Schutz (leitet sich vermutlich vom symbolischen Zeichen für Schutz ab – Hand mit gespreizten Fingern), sie gilt außerdem als siegbringendes Zeichen. Außerdem ist sie die Rune der Verbindung zwischen Göttern und Menschheit, sie steht für Bewußtsein und Bewußtheit.
Magische Wirkung: Schutz und Verteidigung, Kommunikation mit nichtmenschlichen Wesen und anderen Welten.
Namen: Sowilo, Sigil (Sonne)
Sie verkörpert das Licht der Sonne, dargestellt durch das Sonnenrad, sie steht auch für den magischen Willen, für spirituelle Kraft, und ist von der Bedeutung gleich dem Wort „Chakra“. Sowelu ist der Gegenpol zu Thurisaz. Außerdem verkörpert sie das Ziel und den mit Entschlossenheit verfolgten Weg zu diesem. Sie ist als Siegesrune bekannt (aus späterer Zeit).
Magische Wirkung: verhilft zu Erfolg und Sieg, Stärkung der Chakren, Stärkung des spirituellen Willens.
Namen: Tiwaz, Tir (Ruhm, Speer)
Sie steht für Gerechtigkeit, Krieg und für die Weltensäule. Ein altes Wort sagt: „Rechtssprechung durch Waffen = Krieg“, dafür steht diese Rune. Die Bedeutung als Weltensäule ist die Trennung von Himmel und Erde, d.h. sie hält die Ordnung aufrecht. Sie verkörpert außerdem Disziplin und Selbstaufopferung.
Magische Wirkung: Erreichen von gerechtem Sieg und Erfolg, Aufbau von Willensstärke.
Namen: Berkano, Beorc (Birke)
Sie steht für die Erdenmutter und verkörpert Geburt, Eintritt ins Erwachsenenalter, Hochzeit, Tod und Wiedergeburt. In ihr ist alles Werden und Sein enthalten, sie steht für den ewigen Kreislauf. Sie beschützt und verbirgt, vor allem Behausungen.
Magische Wirkung: Wiedergeburt im Geist, Schutz und Verbergen, Festhalten und Bewahren anderer Kräfte.
Namen: Ehwaz, Eh (Pferd)
Sie steht für Dualität und für Bewegung, sie erleichtert das Reisen durch das Jehnseits. Das Pferd steht zudem für Fruchtbarkeit. Außerdem ist sie die Rune des Vertrauens und der Loyalität. Durch die Dualität der Rune verkörpert sie die ideale Mann-Frau-Beziehung.
Magische Wirkung: Hilfe bei Seelenwanderungen, gibt Vertrauen und Loyalität, fördert Schnelligkeit.
Namen: Mannaz, Mann (Mensch, menschlich)
Sie ist die Rune der Macht menschlicher Intelligenz, Vernunft, Erinnerung und Tradition. Sie steht für die göttliche Struktur in jedem Einzelnen.
Magische Wirkung: Öffnen des inneren Auges, Bewußtmachung der göttlichen Struktur im Menschen, Förderung der geistigen Kräfte.
Namen: Laguz, Lagu (Gewässer, Meer, Wasser, Lauch)
Sie steht für die Quelle allen organischen Lebens und stellt eine machtvolle Rune der Einweihung (vor allem der der ins Leben – Taufe), außerdem steht sie für die Überquerung des Wassers am Ende des Lebens (um ins Totenreich zu kommen). Außerdem bedeutet sie Lauch, was Symbol für organisches Wachstum und Fruchtbarkeit ist.
Magische Wirkung: Führung bei wichtigen Einweihungsprüfungen, Steigerung der Lebenskraft.
Namen: Ingwaz, Ing (Name eines Erdgottes)
Sie steht für die potentielle Energie, die nach einem Winter wieder aufbricht, für Wachstum und Reifung. Die Energie, die diese Rune verkörpert muß erst durch einen Wachstumsprozeß gehen, damit sie an Kraft gewinnt.
Magische Wirkung: Speicherung und Transformation von Energie, Fruchtbarkeitsrituale
Namen: Dagaz, Doeg (Tag)
Sie ist die Rune des Lichts der Morgen und Abenddämmerung, die Rune des Erwachsens. Sie verkörpert die Synthese der Kraft von Tag und Nacht, symbolisiert durch Morgen und Abendstern.
Magische Wirkung: Empfangen mystischer Inspiration
Namen: Othala, Éthel (Besitz, Heimatland)
Sie ist das Zeichen für angeborene Qualitäten, die Vererbung sind. Sie symbolisiert das Erbe, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es ist außerdem eine Rune des materiellen Wohlstands und Wohlbefinden und für Freiheit innerhalb einer gesicherten Gesellschaft.
Magische Wirkung: Aufrechterhalten von Ordnung innerhalb einer Gemeinschaft, Besinnung auf Gemeinsames innerhalb der Familie, Erwerb von Macht und Wohlstand.