Die Rosenkreuzer

Gründung

Der Orden soll von Christian Rosencreutz (1378-1484) gegründet worden sein. Ob es sich bei diesem jedoch um eine reale Person handelt, wird unter Historikern und auch unter einigen Rosenkreuzern, bezweifelt. Vielmehr sieht man in ihm ein Symbol, das die Quellen verschiedener alter Lehren vereint, und die Herkunft des Wissens über das die Rosenkreuzer verfügten anschaulich erklärte.
In der Biographie von Christian Rosencreutz (Johann Valentin Andreae 1586-1654) wird berichtet, wie er Jahrelang die Welt bereiste. Er war im Nahen Osten, dem heiligen Land, der Türkei, Arabien, und Marokko. In diesen Ländern ließ er sich in die Geheimen Lehren einführen, und schrieb diese im Buch „M“ nieder. Im Nordafrikanischen Fez wurde er dann als erster Europäer in den Kern der Geheimlehren eingeweiht:
die Übereinstimmung und Harmonie zwischen dem Kleinem und dem Großen, zwischen Individuum Mensch und dem Gesamtkosmos.
Während er in den Jahren in der Fremde immer offen und freundlich empfangen wurde, war der Empfang im Christlichen Europa ernüchternd. Das von ihm erlangte Wissen interessierte nicht. Die Zeit war in Europa einfach noch nicht reif und um das Wissen zu schützen, das er erlangt hatte, sammelte er drei Schüler, Männer seines Vertrauens, um sich. Mit ihrer Hilfe begann er das gesammelte Wissen niederzuschreiben. Auch in der Umsetzung des Wissens in der Praxis versuchte er sich, vor allem was den Bereich der Medizin anging. Sein Erfolg war überragend und bald genoß er einen weit verbreiteten Ruf als Wunderheiler und Arzt. Doch Schriftstellerei und Arzttätigkeit überforderten die kleine Gruppe schnell und so begannen sie weitere Mönche in den Orden einzuführen. Mit ihrer Hilfe und Rosencreutzens Wissen entstand eine enorme Geheimbibliothek mit den Anwendungen der Medizin im Mittelpunkt.
Der Ur-Orden der Rosenkreuzer war geboren. In der Medizin Tätig, gab man sich nach aussen jedoch nicht als Gemeinschaft zu erkennen.

  • Kein Mitglied durfte Broterwerb nachgehen, jeder war Arzt und behandelte seine Patienten kostenlos.
  • Jedes Mitglied bereiste die Welt, gab sich aber nicht als Mitglied einer Bruderschaft zu erkennen. Es wurde kein Mönchsgewand getragen. Unauffälligkeit war oberstes Gebot, genau wie die Aufforderung sich den jeweiligen Landessitten anzupassen.
  • Am Tag „C“ traf man sich im Ordenstempel, egal wie weit man gereist war.
  • Damit der Orden nicht mit der Zeit aussterben würde, war es die Pflicht eines jeden einzelnen, neben der Tätigkeit als Arzt einen Nachfolger in die Geheimnisse des Ordens einzuweihen.
  • Weder das Signet der Bruderschaft ( C für Rosae Crucis) noch die Existenz der Gemeinschaft durften der Öffentlichkeit preisgegeben werden.
  • -Die Gemeinschaft mußte in Ehren gehalten werden.

Im Alter von 106 Jahren soll Christian Rosencreutz 1484 verstorben, und im Kreise seiner engsten Vertrauten an einem geheimen Ort beigesetzt worden sein. Die Bruderschaft bewahrte das Erbe im Geheimen, bis 120 Jahre später das Grab zufällig gefunden wurde. Am Portal soll gestanden haben: „Nach 120 Jahren werde ich wieder erscheinen.“
Bei der Öffnung des Grabes stellte man fest, das der Leichnam keine Anzeichen von Verwesung zeigte. Nach dem Bergen des Schrifttums, wurde die Krypta wieder verschlossen und unter Erde begraben.

Vom Geheimen an die Öffentlichkeit

Christian Rosencreutz hatte prophezeit, das die Mitglieder des Ordens die Zeichen erkennen würden, wenn die Zeit reif sei an dei Öffentlichkeit zu gehen. War das finden seines Grabes dieses Zeichen? Zuerst waren sich die Brüder uneins darüber, doch als 1604 der Astronom Johannes Kepler bis dahin unbekannte Sterne in den Sternbildern Schwan und Schlange entdeckte, waren sie sich sicher, die Zeichen waren da.
1614 erschien das Werk „Allgemeine und Generalreformation der ganzen weiten Welt, die Fama Fraternitatis“ von einem anonymen Verfasser veröffentlicht. An die „Gelehrten und Häupter Europas“ gerichtet, sollte es ein für alle mal den „Hochlöblichen Orden des Rosencreutz“ offenbaren und mit einer idealisierten Darstellung des Ordensgründers und seines Lebens einen Anreiz bieten sich dem Orden anzuschließen. Offen ruft der Verfasser interessierte Leser zu diesem Schritt auf.
Man geht heute davon aus, daß diese Schrift aus der Feder des Johann Valentin Andreae (1586-1654) stammt.
Der evangelische Pfarrer mit starkem Interesse für Esoterik und Wissenschaft wie der Alchemie, war in mehreren Sprachen gebildet und bereiste lange Zeit das Europäische Ausland um an geheimen Schulen zu studieren. Es wird vermutet, daß er in die Biographie über Rosencreutz seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen hat einfließen lassen. Das Interesse an den Rosenkreuzern wurde durch zwei weitere Werke aus seiner Feder noch verstärkt:
„Confessio Fraternitatis oder Bekenntnis der löblichen Bruderschaft des hochgeehrten Rosenkreuzes an die Gelehrten Europas geschrieben“ (Frankfurt 1615)
„Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz“ (Straßburg 1616)
Der Weg war Konsequent erst die Biographie und darauf folgend der Weg des nach Wissen suchenden Menschen. Die Werke wurde Bestseller, auch und gerade von der Geistlichkeit gelesen, deren Argwohn das esoterische Schriftgut erweckte. War da etwa eine unchristliche Gemeinschaft am entstehen?

Das Bekenntnis zum Christentum

Um solchen Gedanken entgegen zu treten wurden 1621 die „Statuten der Gesellschaft zum Studium der göttlichen Weisheit“ veröffentlicht. Darin wird nicht nur auf die christliche Grundrichtung des Ordens verwiesen, sondern die Versammlung der Gemeinschaft als Befolgung eines Gebotes Jesu verstanden. „Jesus hat gesagt, wenn zwei in seinem Namen versammelt sind, um zum Vater zu beten, dann wird ihr Gebet erhört werden, da er unter ihnen weilt.“ Wer Rosenkreuzer werden wollte mußte einige christliche Bedingungen erfüllen:

  • Jeder Jünger soll seine Mitgesellen aufrichtig lieben,
  • soll seinen Mitgesellen nicht nachreden ( Anm.: soll wohl heißen, nicht hinter dem Rücken lästern), noch ihn verachten,
  • soll seinen Mitgesellen treu sein
  • soll seinen Mitgesellen wahrhaftig sein (Anm.: die Wahrheit sagen?)
  • soll sich gegen seine Mitgesellen demütig und sittsam erzeigen
  • soll nicht spöttisch auf dieses hohe Studium sein
  • soll verschwiegen halten, was er in dem hohen Studium lernt
  • soll von seinem Vermögen seine Mitgesellen mildiglich und williglich mitteilen ( Anm.: den Brüdern im Notfall unter die Arme greifen)

Dennoch wurde von einigen Pfarrern die Unvereinbarkeit des Christ seins mit dem Rosenkreuzertum offen gepredigt aus Angst davor Gemeindemitglieder an die neue Gemeinschaft zu verlieren. Gegen diese Fehlinformation gingen die Rosenkreuzer mit gezielter Aufklärung vor. Die Betonung legten sie dabei auf den Punkt, daß nur ein wahrer Christ Mitglied der Rosenkreuzer werden könne. Umgekehrt blieb der Rosenkreuzer auch weiterhin Christ und es gab somit keinen Verlust an Gemeindemitgliedern. In diesem Zuge postulierten sie:
„Das höchste Mitglied dieser Gesellschaft ist der Herr Jesus Christus, Gottes Sohn. Die Gesellschaft steht unter seinem Schutz, durch sein Wort ist er Gegenwärtig. Daher unterliegen alle Mitglieder der strengen Pflicht, für ihn die Regeln der Gesellschaft zu achten.“
In diesem Zuge wurden folgende Regeln und Gebote formuliert.

  • Der Schüler soll Gott fürchten, denn Gottesfurcht ist der Anfang, die Wurzel und die Krone der Weisheit.
  • Er darf nur wenig Umgang mit der Welt pflegen, denn nach dem Wort des Apostels Jakobus bedeutet Liebe zur Welt, Abneigung gegen Gott.
  • Er sollfromm, rein und frei von Sünde sein.
  • Er soll vorsichtig und überlegt handeln.
  • Er soll keusch sein.
  • Er soll demütig sein.
  • Er soll Geld verachten.
  • Er soll Weisheit und ängstliche Vorsorge der Menschen gering achten.
  • Er soll gehorsam sein.
  • Er soll arbeitsam sein.
  • Er soll die hohen Studien verehren.
  • Er soll seinen Lehrern gegenüber dankbar, zuvorkommend und edelmütig sein.
  • Er soll bereitwillig Almosen geben.

Der Weg ins Licht

Obwohl die Rosenkreuzer immer wieder ihre christliche Orientierung betonten, waren sie fundamentalistischen Theologen ein Dorn im Auge. Die Vorstellung, daß ein Mensch allein aus eigener Kraft selig werden, den Weg ins Licht mit Erfolg zurücklegen könnte, wenn er sich nur an bestimmte Vorschriften hielt, war ihnen zuwider. Wenigstens sahen die protestantischen Theologen ein löbliches Merkmal an den Rosenkreuzern, nämlich das Leben nach gottgefälligen Regeln. Doch auch sie sahen es als erwiesen an, daß Segen und Gnade nur von Gott selbst ausgehen konnte.

Wie sah nun der Weg ins Licht aus, den die Rosenkreuzer propagierten? 1616 wurde das Werk die „chymische Hochzeit“ veröffentlicht, eine biographisch anmutende Erzählung, die den Weg ins Licht in einfachen Bildern verschlüsselt darstellt.
In dem Text wird erzählt, wie der ergreiste Christian Rosencreutz die Einladung zu einer Hochzeit erhält. Um an ihr Teilnehmen zu können muß er jedoch einige Prüfungen bestehen und verschiedene Rituale durchführen. Als er die Bedingungen erfüllt hat, darf er an der Hochzeit als Ehrengast teilnehmen und wird mit einem hohen Orden, dem „goldenen Stein“ ausgezeichnet.

Es gibt zu dieser Geschichte viele verschiedene Interpretationsansätze, ich möchte mich hier auf eine mir recht plausible beschränken, da es ansonsten zu ellenlangen Ausschweifungen führen könnte, da es jedoch nur eine kurze Information über die Rosenkreuzer sein soll……………………….
Diese Interpretation folgt einem Alchemistischen Ansatz, nachdem die Welt von zwei großen Strömen beeinflusst wird. Der Materie auf der einen Seite aus der alles Sichtbare geformt wurde, sowie dem Göttlichen, Himmlischen auf der anderen Seite.
Der Mensch soll sich von seinem Besitz, der Materie lösen und nach höherem, dem Himmlischen streben. Die Hochzeit stellt dabei die Vereinigung des Menschen mit dem Göttlichen dar. Um dieses Ziel zu erreichen muß der Mensch aber einen langen Weg gehen, der zusätzlich durch Prüfungen und Rituale erschwert wird. Es soll so dem Menschen ermöglicht werden sich von der Körperlichkeit und dem Besitzdenken zu lösen. Nur wer durchhält und alle Bedingungen erfüllt, kann am Ende das Licht sehen.
Der Orden vom „goldenen Stein“ soll hier den Stein der Weisen darstellen. Von den meisten Alchemisten als Mittel zum Goldmachen angesehen, hatte er für die Rosenkreuzer eine ähnliche aber nicht gleiche Bedeutung. Ja, er war ein Mittel zur Umwandlung und Veredelung aber nicht der Materie sondern des Geistes. Die Umwandlung die den Geist in das Göttliche Licht führt.

Anmerkung: Obwohl ich nicht viel von Christen halte und es meiner Ansicht nach mehrere Götter gibt, glaube ich das es in dieser Geschichte eine, für Magisch Interessierte wichtige Wahrheit gibt. Der Weg in die Erkenntnis und das Licht ist beschwerlich und voller Prüfungen. Nur der, der bereit ist diesen Weg zu gehen ist in der Lage wahre Magie zu wirken.

Mikrokosmos-Makrokosmos-Magie

Eine aus meiner Sicht für Esoterisch und Magisch interessierte Menschen wichtige Erkenntnis der Rosenkreuzer möchte ich hier zum Schluß noch erwähnen.
Die Beziehung zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos:
Der Mensch ist eine kleine Welt. Der Kosmos hingegen erscheint wie ein großer Mensch. Mensch und Welt sind Siegelbilder voneinander, die sich nur in der Größe unterscheiden. Der Mikrokosmos ( Mensch) und der Makrokosmos (Welt, Umwelt) stehen somit in direkter Beziehung zueinander.
Daraus folgt: Wenn ein Mensch sich selbst, zB. durch esoterische oder magische Rituale, ändert, verändert sich auch sein Spiegelbild, der Kosmos.
Konkreter ausgedrückt: Magische Rituale können, in der Erkenntnis dieses Zusammenhangs, stark genug sein, den Kosmos und somit seine Umwelt zu ändern. Somit hat Magie nichts mehr mit der Zauberei aus dem Märchenbuch zutun, sie ist auch nicht übernatürlich. Vielmehr setzt die Magie ein tieferes Verständnis der eigenen Person und der Natur voraus.
Nur wer sich selbst versteht und sich selbst, also den Mikrokosmos verändern kann, kann auch seine Umwelt ändern. Man muß sich somit auf das kleine konzentrieren, will man das große Beeinflussen.

Vielen Dank an Azi für diesen Text!