Zur Wortbedeutung: Das Wort „wicca“ selbst ist Altenglisch und bedeutet „männliche Hexe“, im Gegensatz dazu bedeutet „wicce“ „weibliche Hexe. Diese beiden Bezeichnungen sind abgeleitet von „wiccian“, was soviel heißt wie „einen Zauber wirken“.
In der Vorzeit lebten die Menschen mit der Natur und ihren unberechenbaren Gewalten, Schöpfung und Zerstörung und aktzeptierten diese Kräfte. Sonne, Mond, Tiere, Pflanzen, Steine, die ganze Natur, waren mehr als nur unbeseelte Dinge. Männlich und Weiblich war die Kraft, Schöpfung und Zerstörung. Sie gaben den Kräften Namen und Gesichter. Götter und Göttinen, Geister und andere Wesen. sie haben viele Namen in vielen Kulturen, Artemis, Cerridwen, Cernunnos, Diana, Gnome, Feen, Elfen, „das kleine Volk“. Aber sie sind immer dieselben.
Vor 25.000 Jahren schufen die Menschen Werke, die bis heute überdauert haben, um ihre Götter zu verehren. Dazu gehören Höhlenmalerein, die gehörnte Jagdgötter darstellen und Darstellungen der „großen Göttin“ (z.b. die Venus von Willensdorf).
Die alten Religionen starben aus und wurden nur in ihrem Werken und in manchen Naturvölkern bewahrt, bis sie wieder zum Leben erweckt wurde. Aber bis dahin war es ein weiter Weg.
Auf diesem Weg sind zwei Bücher von Bedeutung. 1899 veröffentlichte der amerikanische Ethnologe und Abenteurer Charles G. Leland ein Buch mit dem Titel „Aradia – Das Evangelium der Hexen“ indem er Rituale u.ä. als seit Urzeiten überliefertes Wissen darstellt. Er behauptete diese Informationen von einer italienischen Hexe zu haben, in deren Familie diese Rituale seit Generationen praktiziert werden würden. Das zweite bedeutende Buch ist das 1921 erschiene Buch “ The Witch Cult in Western Europe“ von Alice Murray. Sie behauptete das neue Hexentum sei eine heidnische Religion und sehr viel älter als das Christentum. Sie versuchte eine Verbindungslinie zwischen den alten Kulturen der Steinzeit und dem heutigen Hexentum zuschlagen. Als Bezug diente ihr der Kult der Muttergottheiten und des gehörnten Jägers. Aber durch diese Bücher war noch keine alte neue Religion entstanden, sie waren nur zwei Stationen auf dem Weg.
Gerald Brosseau Gardner war der Sohn eines Holzhändlers aus der englischen Grafschaft Lancashire und unternahm in jungen Jahren einige Reisen in den nahen Osten und nach Nordafrika. Sein weiteres Betätigungsfeld zog ihn später auch in den fernen Osten wo er schließlich 1936 als Zollinspektor pensoniert wurde. Nach seiner Rückkehr ins heimatliche Europa beschäftigte er sich mit Magie und Mystik , diese Leidenschaft hatte er schon zu Zeiten seiner Reisen gepflegt und konnte ihnen nun voll und ganz nachgehen. Er nahm Kontakt zu einem Hexenzirkel in New Forrest auf, der von Dorothy Clutterbruck geleitet wurde und wurde 1939 in diesen Kreis initiiert. Gardener veröffentliche 1949 den Roman „High Magic’s Aid“, ein Roman über Hexerei. Vermutlich wäre es bei diesem Buch geblieben, wenn nicht der Staat ein völlig überholtes Gesetz abgeschafft hätte. 1951 nahm die Geschichte mit der Aufhebung des „Gesetzes gegen Hexerei“ eine Wende (ja, im Ernst, bis zu diesem Jahr war die Hexerei in England gesetzlich verboten). Außerdem starb Dorothy, die nie gewollt hatte, daß der Zirkel sich an die Öffentlichkeit wendete.
1954 veröffentlichte Gardener das Buch „Witchcraft Today“, die erste moderne Darstellung der alten Religion aus der Vorzeit, der er den Namen Wicca gab und gründete einen eigenen Coven. Seine Rituale hatten ihre Wurzeln in den Ritualen des NewForrest-Zirkels, in den Büchern von Leland und Murray, und waren außerdem beeinflußt von Aleister Crowley (mit dem Gardener in Kontakt stand).
Die neue alte Religion verbreitete sich über die Insel. Jedoch Gardeners umstrittenen Rituale und teils sexistisch anmutenden Zeremonien (vor allem die vorgeschriebene Nacktheit und sein Eintreten für rituellen Geschlechtsverkehr) sorgten rasch für Gesprächsstoff und viele seiner Anhänger (z.B. Alex Saunders) lösten sich ab und riefen eigene Traditionen ins Leben, die bis in die Gegenwart existieren (Alexandrian Wicca, Saxxon Wicca, Celtic Wicca, usw…).
In den späten 60er und 70ern entdecken die Feministinnen dieses Gedankengut und begannen die Verehrung der Göttin, und ließen den Gott in der Unbedeutenheit. Nach fast 2000 Jahren patriachaler Gott-Gewalt und männlicher Dominanz kann man aber sehr wohl verstehen, daß viele Frauen mit männlichen Göttern bzw. deren Vertretern nicht mehr allzuviel am Hut haben wollten. Das dianische Wicca entstand und ist heute eine sehr bedeutende Richtung der Religion, sehr zum Mißfallen der Traditionalisten, die vor allem kritisieren, daß in Wicca sowohl der weiblichen als auch der männlichen Kräfte in der Natur Achtung geschenkt werden solle.
Heute gibt es in Wicca viele verschiedene Richtungen. die Anhänger dieser Religion haben sich in Coven organisiert oder sind freifliegend, das heißt unorganisiert.
Aber eines haben alle Richtungen gemeinsam: die Verehrung der uralten Göttern aus den jungen Tagen der Menschheit. Mond und Sonne. Der gehörnte Gott und die dreifache Göttin.